Freitag früh freut man sich noch auf ein gemütliches Glas Rotwein am Abend. Oder drei. Freitag mittag auf ein schönes Wochenende mit den lieben Herren Groß und Klein. Freitag nachmittag tanzt man fröhlich durch die Welt und singt "Freitag!" Und dann mit einem Satz ist alles dahin. Herr Groß fühlt sich unwohl. In Realität hieß das 38Grad Fieber und Bett. Hallo Wochenende.
Als dann samstag Nacht Herr Klein nachlegt und fiebernd aufwacht, im Bett ein paar Nudeln vom Abendessen verteilt und ich den Rest der Nacht mit ihm in seinem 90x2,00m Bettchen (immerhin) verbringe, ist jegliche Wochenendlaune verflogen. Am Sonntag fühle ich mich wie Oberschwester Hildegard und Montag wie vom Laster überrollt.
Die Männer sind wieder fieberfrei und lachen. Ich kämpfe derweil mit meinem erwachten Monster. Es ruht normalerweise tief in mir, aber wenn solche Wochenenden hinter mir liegen, ich zu nichts von all dem gekommen bin, was ich mir vorgenommen habe und die Wohnung aussieht wie von Hubschrauberblättern durchweht, lebt es auf. Und das wacher und energischer denn je.
An solchen Tagen setze ich mich müde und verschlafen an die Kaffeetasse krallend zum Frühstück nieder, nur, damit Herr Klein laut aufjammernd "Gacka!" ruft. Gut, das tut er öfter und es muss nix heißen. Heute aber schon. Also statt Kaffee eine vollgeschissene Windel und ungeschickte Handhabung mit den Feuchttüchern. Frühstück darf ausfallen. Das Monster grummelt.
An solchen Tagen mit Herrn Klein in einen Spielraum zu gehen und auf 7 andere Mütter und ihre Herren und Frauen Klein zu stoßen ist fatal. Natürlich verspeise ich am Weg dahin auch noch mit Marmelade gefüllte Topfenbällchen, von dessen Inhalt wenig in meinem Mund landet. Allerdings bemerke ich das nicht gleich, sondern erst im Spielraum, nachdem ich die Beine zum Lotus verknotet und die Marmelade großflächig auf meiner Hose verteilt habe. Das Monster brummt.
An solchen Tagen laufe ich um 17Uhr von zu Hause davon und fühle mich FREI ! Nur um dann unterwegs von Telefonaten bombardiert zu werden und im Supermarkt hungrig als Vegetarierin vor den vom Tage übrig gebliebenen Wurstsemmln zu stehen. Das Monster röhrt. (Mein Magen auch)
Und wenn ich an solchen Tagen dann zum Gesprächsabend gehe und mir während der Anfangsmeditation bildlich ein Trichter auf den Kopf gesetzt wird, durch den goldenes Licht in meinen Körper fließt, ist das Monster so überfressen und voll, dass es gröhlend und fauchend in meinem Magen sitzt und zwickt.
Aber das ist gut. Ich liebe mein Monster. Ohne ihm wäre ich nicht die, die ich bin. Und wer versuchen will, mir mein Monster auszutreiben, dem treibe ich andere Dinge aus. Und zwar schnell.
Es ist aber auch gut, dass auch solche Tage nach 24 Stunden ein jähes Ende finden und das Monster erschöpft einschläft. Und wenn ich aufwache, wird wieder ein kleiner braver Engel im Spiegel sitzen, mich anlächeln und einfach die Klappe halten. Jawohl!
Monday, March 5, 2012
Thursday, March 1, 2012
Halber Regen
Als ich das erste halbe Jahr in Schottland auf einer Insel der Inneren Hebriden lebte, habe ich in einem Wohnwagen gehaust. Gehaust. Anders kann man das nicht bezeichnen. Aber es war unsagbar toll, gemütlich und sowas von down to earth. Was ich nun an diesem Wohnwagen am meisten vermisse, ist der Regen, der - wie so oft in Schottland - laut und beständig aufs Dach trommelte. Tagelang. Nächtelang.
Dann wohnte ich in Edinburgh und obwohl die Häuser und Wohnungen in Schottland alles andere als dicht, warm und trocken sind, fehlte mir der Regen. Oder zumindest das Geräusch der Tropfen auf dem Wohnwagendach. Es regnete und ich hörte es einfach nicht mehr. Halber Regen sozusagen.
Nun wohnen wir in Wien. Da regnet es noch weniger, was ich wirklich oft bedaure. Ja und Ihr dürft mich jetzt wirklich ganz blöd anschauen. Und ich sag's nochmal extra für Euch: Ich liebe den Regen, das Geräusch, die Stimmung, den Geruch danach, das Gefühl der Reinheit, das er nach sich zieht.
Dank der Tatsache, dass das Haus, in dem wir wohnen, sich um einen rechteckigen, gepflasterten Innenhof schlängelt, erleben wir den Regen in Wien jedoch wohl tausendmal schöner, als andere. Denn hier hört man es tropfen und plätschern, kann unterscheiden ob es nieselt, oder schüttet, gerade anfängt oder gleich aufhört. An solchen Abenden brauche ich keine Musik mehr. Da reiße ich einfach das Fenster auf, lege mich ins Bett und lausche. Und träume.
Nun entsteht im 2. Wiener Gemeindebezirk, in Leopoldstadt, just in diesen Tagen, Wochen und Monaten das Haus, in das wir in ca 18 Monaten einziehen werden. Das Wohnprojekt Wien.
Dort wird es eine Hausgemeinschaft geben, wie es sie in keinem Gebäude in Wien gibt, was nicht von einer Gruppe Gleichgesinnter gemeinsam bewohnt und belebt wird. Obendrein wird das Haus weitestgehend ökologisch gebaut, dennoch "konservativ", also keine Lehmhütte, kein Haus aus Stroh. Wir werden alle Wohneinheiten bewohnen, die wir größtenteils selbst mitgeplant und mitgestaltet haben. Dazu kommen Gemeinschaftsflächen wie Sauna, Bibliothek, Werkstätten, Kinderspielraum und Küche.
Eine fernwärmebeheizte Fußbodenheizung wird uns die bisherigen horrenden Gas- und Thermenwartungskosten ersetzen. Dank der Fenster an drei verschiedenen Außenwänden, kommen wir in den Genuss einer Querlüftung, was uns bei den wenig luftvollen Sommertagen erfreuen wird. Vorraussichtlich wird uns KEIN Schimmel an der Küchenwand hinaufwachsen und KEIN Dachboden über uns wird uns KEINE mühsam und kostenspielig erstandene Heizungswärme stehlen. Ein Lift wird mich samt Einkauf und Kind nicht nur in den 3. sondern sogar bis in den 5. Stock fahren. Mein Fahrrad wird nicht mehr im Vorraum in unserer Wohnung in besagtem 3. Stock, sondern im dafür vorgesehenen, entsprechend eingerichteten und abgesperrten Fahrradraum umgeben gleichgesinnter Drahtesel schlafen. Der Wäscheständer wird statt im Wohnzimmer monströs prahlend auf dem Balkon ausharren, auf dem ich im Sommer auch als Mutter die lauen Abende weintrinkend genießen kann. Apropos Mutter - Herr Klein wird zum Spielen mit Freunden nur mehr über die Etagen flitzen müssen.
Es wird wunderbar. Ganz wunderbar.
Aber der Regen. Der wird mir fehlen.
Dann wohnte ich in Edinburgh und obwohl die Häuser und Wohnungen in Schottland alles andere als dicht, warm und trocken sind, fehlte mir der Regen. Oder zumindest das Geräusch der Tropfen auf dem Wohnwagendach. Es regnete und ich hörte es einfach nicht mehr. Halber Regen sozusagen.
Nun wohnen wir in Wien. Da regnet es noch weniger, was ich wirklich oft bedaure. Ja und Ihr dürft mich jetzt wirklich ganz blöd anschauen. Und ich sag's nochmal extra für Euch: Ich liebe den Regen, das Geräusch, die Stimmung, den Geruch danach, das Gefühl der Reinheit, das er nach sich zieht.
Dank der Tatsache, dass das Haus, in dem wir wohnen, sich um einen rechteckigen, gepflasterten Innenhof schlängelt, erleben wir den Regen in Wien jedoch wohl tausendmal schöner, als andere. Denn hier hört man es tropfen und plätschern, kann unterscheiden ob es nieselt, oder schüttet, gerade anfängt oder gleich aufhört. An solchen Abenden brauche ich keine Musik mehr. Da reiße ich einfach das Fenster auf, lege mich ins Bett und lausche. Und träume.
Nun entsteht im 2. Wiener Gemeindebezirk, in Leopoldstadt, just in diesen Tagen, Wochen und Monaten das Haus, in das wir in ca 18 Monaten einziehen werden. Das Wohnprojekt Wien.
Dort wird es eine Hausgemeinschaft geben, wie es sie in keinem Gebäude in Wien gibt, was nicht von einer Gruppe Gleichgesinnter gemeinsam bewohnt und belebt wird. Obendrein wird das Haus weitestgehend ökologisch gebaut, dennoch "konservativ", also keine Lehmhütte, kein Haus aus Stroh. Wir werden alle Wohneinheiten bewohnen, die wir größtenteils selbst mitgeplant und mitgestaltet haben. Dazu kommen Gemeinschaftsflächen wie Sauna, Bibliothek, Werkstätten, Kinderspielraum und Küche.
Eine fernwärmebeheizte Fußbodenheizung wird uns die bisherigen horrenden Gas- und Thermenwartungskosten ersetzen. Dank der Fenster an drei verschiedenen Außenwänden, kommen wir in den Genuss einer Querlüftung, was uns bei den wenig luftvollen Sommertagen erfreuen wird. Vorraussichtlich wird uns KEIN Schimmel an der Küchenwand hinaufwachsen und KEIN Dachboden über uns wird uns KEINE mühsam und kostenspielig erstandene Heizungswärme stehlen. Ein Lift wird mich samt Einkauf und Kind nicht nur in den 3. sondern sogar bis in den 5. Stock fahren. Mein Fahrrad wird nicht mehr im Vorraum in unserer Wohnung in besagtem 3. Stock, sondern im dafür vorgesehenen, entsprechend eingerichteten und abgesperrten Fahrradraum umgeben gleichgesinnter Drahtesel schlafen. Der Wäscheständer wird statt im Wohnzimmer monströs prahlend auf dem Balkon ausharren, auf dem ich im Sommer auch als Mutter die lauen Abende weintrinkend genießen kann. Apropos Mutter - Herr Klein wird zum Spielen mit Freunden nur mehr über die Etagen flitzen müssen.
Es wird wunderbar. Ganz wunderbar.
Aber der Regen. Der wird mir fehlen.
Piefke in Wien
Seit 8 Jahren lebe ich nun nicht mehr in Deutschland. 2004 wanderte ich nach Schottland aus. 2008 von da nach Österreich. Genauer: nach Wien. In Schottland war ich immer fremd, das war auch klar. Es war fernab der Heimat und der Kultur, in der ich aufgewachsen bin. Österreich hingegen ist nahe. Glaubt man. Aber selbst in einem Land, das ebenfalls Deutsch als Landessprache angibt, das die gleiche Währung nutzt und wo die Autos auf der gleichen Straßenseite fahren, kann man sich fremd fühlen.
Wenn ich in Wien den Mund aufmache, weiß jeder, wo ich herkomme. Egal wie sehr sich mein Dialekt und meine Ausdrucksweise schon der hiesigen angepasst hat. So sehr, dass ich nun daheim in Deutschland, im schönen Harz, wieder belächelt werde. Ich gucke nicht mehr, ich schaue nur noch, mir ist nicht langweilig sondern fad und meinem Sohn geb ich ein Bussi, statt einem Küsschen. Das ist ok so, mich stört das nicht. Ich habe mich immer schnell an neue Sprachen gewöhnt und sie mir angenommen. Selbst mein Englisch ist von einem Hauch Schottisch belegt. Aber es reicht nicht, um mich hin und wieder unter der Masse der Österreicher zu verstecken. Ich bin und bleibe Piefke.
Piefke. So nennen Sie uns, die Ösis. Mich stört das gar nicht, aber wenn ich von mir selbst als Piefke rede, schauen sie mich komisch an. „Wieso sagst Du das?“ Weil es so ist. Ich habe etwas Selbstironie. Ich kann über mich lachen. Ist das so schwer zu verstehen?
Scheinbar. Aber auch damit kann ich mittlerweile umgehen. Denn ich war schon immer anders. Nicht besonders, nicht außergewöhnlich. Aber soweit ich mich zurück erinnere, wurde ich immer wieder als komisch bezeichnet oder zumindest betrachtet. Manchmal davon vielleicht eingebildet. Meistens echt.
Was ist eigentlich so anders an mir? Nunja, ich rede eher gerade heraus, gespickt mit Ironie und Sarkasmus. Ich lache nicht nur über Witze, sondern auch mich selbst. Ich kann hingegen keinen small talk führen, aber lange Zeit viel schweigen. Der Austausch übers Wetter interessiert mich nicht, auch nicht der über Popstars und deren Musik. Ich mag Radiohead und den Regen. Der Sommer ist mir zu heiß und die Sonne zu hell. Bevorzugte Reiseziele liegen nördlich meines Wohnortes.
Ich schminke mich nicht und schneide meine Haare selbst. Ich trinke lieber Whisky als Cocktails und vermeide große Parties. Obendrein lebe ich bewusst nachhaltig. Ohne Auto. Vegetarisch. Das sollte reichen fürs erste.
Ach ja und Piefke in Wien bin ich auch. Aber das ist ja nun schon fast nebensächlich.
Willkommen in meinem Blog.
Wenn ich in Wien den Mund aufmache, weiß jeder, wo ich herkomme. Egal wie sehr sich mein Dialekt und meine Ausdrucksweise schon der hiesigen angepasst hat. So sehr, dass ich nun daheim in Deutschland, im schönen Harz, wieder belächelt werde. Ich gucke nicht mehr, ich schaue nur noch, mir ist nicht langweilig sondern fad und meinem Sohn geb ich ein Bussi, statt einem Küsschen. Das ist ok so, mich stört das nicht. Ich habe mich immer schnell an neue Sprachen gewöhnt und sie mir angenommen. Selbst mein Englisch ist von einem Hauch Schottisch belegt. Aber es reicht nicht, um mich hin und wieder unter der Masse der Österreicher zu verstecken. Ich bin und bleibe Piefke.
Piefke. So nennen Sie uns, die Ösis. Mich stört das gar nicht, aber wenn ich von mir selbst als Piefke rede, schauen sie mich komisch an. „Wieso sagst Du das?“ Weil es so ist. Ich habe etwas Selbstironie. Ich kann über mich lachen. Ist das so schwer zu verstehen?
Scheinbar. Aber auch damit kann ich mittlerweile umgehen. Denn ich war schon immer anders. Nicht besonders, nicht außergewöhnlich. Aber soweit ich mich zurück erinnere, wurde ich immer wieder als komisch bezeichnet oder zumindest betrachtet. Manchmal davon vielleicht eingebildet. Meistens echt.
Was ist eigentlich so anders an mir? Nunja, ich rede eher gerade heraus, gespickt mit Ironie und Sarkasmus. Ich lache nicht nur über Witze, sondern auch mich selbst. Ich kann hingegen keinen small talk führen, aber lange Zeit viel schweigen. Der Austausch übers Wetter interessiert mich nicht, auch nicht der über Popstars und deren Musik. Ich mag Radiohead und den Regen. Der Sommer ist mir zu heiß und die Sonne zu hell. Bevorzugte Reiseziele liegen nördlich meines Wohnortes.
Ich schminke mich nicht und schneide meine Haare selbst. Ich trinke lieber Whisky als Cocktails und vermeide große Parties. Obendrein lebe ich bewusst nachhaltig. Ohne Auto. Vegetarisch. Das sollte reichen fürs erste.
Ach ja und Piefke in Wien bin ich auch. Aber das ist ja nun schon fast nebensächlich.
Willkommen in meinem Blog.
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