Monday, March 5, 2012

Mein Monster

Freitag früh freut man sich noch auf ein gemütliches Glas Rotwein am Abend. Oder drei. Freitag mittag auf ein schönes Wochenende mit den lieben Herren Groß und Klein. Freitag nachmittag tanzt man fröhlich durch die Welt und singt "Freitag!" Und dann mit einem Satz ist alles dahin. Herr Groß fühlt sich unwohl. In Realität hieß das 38Grad Fieber und Bett. Hallo Wochenende.

Als dann samstag Nacht Herr Klein nachlegt und fiebernd aufwacht, im Bett ein paar Nudeln vom Abendessen verteilt und ich den Rest der Nacht mit ihm in seinem 90x2,00m Bettchen (immerhin) verbringe, ist jegliche Wochenendlaune verflogen. Am Sonntag fühle ich mich wie Oberschwester Hildegard und Montag wie vom Laster überrollt.

Die Männer sind wieder fieberfrei und lachen. Ich kämpfe derweil mit meinem erwachten Monster. Es ruht normalerweise tief in mir, aber wenn solche Wochenenden hinter mir liegen, ich zu nichts von all dem gekommen bin, was ich mir vorgenommen habe und die Wohnung aussieht wie von Hubschrauberblättern durchweht, lebt es auf. Und das wacher und energischer denn je.

An solchen Tagen setze ich mich müde und verschlafen an die Kaffeetasse krallend zum Frühstück nieder, nur, damit Herr Klein laut aufjammernd "Gacka!" ruft. Gut, das tut er öfter und es muss nix heißen. Heute aber schon. Also statt Kaffee eine vollgeschissene Windel und ungeschickte Handhabung mit den Feuchttüchern. Frühstück darf ausfallen. Das Monster grummelt.

An solchen Tagen mit Herrn Klein in einen Spielraum zu gehen und auf 7 andere Mütter und ihre Herren und Frauen Klein zu stoßen ist fatal. Natürlich verspeise ich am Weg dahin auch noch mit Marmelade gefüllte Topfenbällchen, von dessen Inhalt wenig in meinem Mund landet. Allerdings bemerke ich das nicht gleich, sondern erst im Spielraum, nachdem ich die Beine zum Lotus verknotet und die Marmelade großflächig auf meiner Hose verteilt habe. Das Monster brummt.

An solchen Tagen laufe ich um 17Uhr von zu Hause davon und fühle mich FREI ! Nur um dann unterwegs von Telefonaten bombardiert zu werden und im Supermarkt hungrig als Vegetarierin vor den vom Tage übrig gebliebenen Wurstsemmln zu stehen. Das Monster röhrt. (Mein Magen auch)

Und wenn ich an solchen Tagen dann zum Gesprächsabend gehe und mir während der Anfangsmeditation bildlich ein Trichter auf den Kopf gesetzt wird, durch den goldenes Licht in meinen Körper fließt, ist das Monster so überfressen und voll, dass es gröhlend und fauchend in meinem Magen sitzt und zwickt.

Aber das ist gut. Ich liebe mein Monster. Ohne ihm wäre ich nicht die, die ich bin. Und wer versuchen will, mir mein Monster auszutreiben, dem treibe ich andere Dinge aus. Und zwar schnell.
Es ist aber auch gut, dass auch solche Tage nach 24 Stunden ein jähes Ende finden und das Monster erschöpft einschläft. Und wenn ich aufwache, wird wieder ein kleiner braver Engel im Spiegel sitzen, mich anlächeln und einfach die Klappe halten. Jawohl!

1 comment:

  1. Komm wir gründen nen Verein. Die Monster Ag gibts ja schon. In diesem Sinne: Bestell deinem Monster böse Grüße von meinem. Man sieht sich am nächsten gefühlten Freitag den 13.
    LG Tina

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