Als wir vor 4 Jahren von Schottland nach Wien übersiedelten zählten wir elf 30kg schwere Kisten unser Eigentum. Da es in Großbritannien normal ist, dass die Wohnungen möbliert vermietet werden, hatten wir uns nichts Großes oder Sperriges angeschafft.
In Wien waren zum Glück grundlegende Einrichtungsgegenstände wie Küche, Bad und Bett bereits in der Wohnung vorhanden. Das passiert schon mal, wenn man innerhalb der Familie weitervermietet. Dennoch war natürlich die Freude da, sich jetzt endlich mal eigene und vor allem: dem eigenen Geschmack entsprechende Möbel anzuschaffen. Und auch sonst kleine feine Dinge. Denn schließlich waren wir ja gekommen um zu bleiben.
Als ich dann vor 3 Jahren hochschwanger in der Wohnung saß und mich umschaute, erschlug es mich fast. Wo war er hin, der großzügige Altbau mit seinen hohen und weiten Räumen? Die Ruhe und Weite, die ich in den kleinen Schachtelwohnungen in Schottland so vermisst hatte?
Plötzlich war alles verstellt und zugeräumt.
Natürlich nahmen die neuen Notwendigkeiten wie Wickelkommode oder Stubenwagen viel Platz ein. Aber auch sonst war einfach so viel eingezogen, dass mir fast der Atem stockte.
Gleichzeitig folgte ich damals dem Blog von The Good Human, der nebenher ein neues Projekt begann: The simple organized life. Und in nullkommanix war ich besessen von dem Gedanken, mit weniger besser - oder zumindest genauso gut leben zu können. Und so begann ich immer öfter und immer eifriger, wenn ich allein daheim saß, zu schauen, wovon ich mich trennen könnte. Was brauchte ich wirklich? Und was war nur Ballast? Staubfänger? Und das trennen gelang mir. Mal mehr. Mal weniger.
Gestern also, 3 Jahre später, stand ich im Wohnzimmer und schaute mich um. Eine gewisse Ruhe starrte zurück. Eine Ruhe, die ich so ungefähr immer gesucht hatte, wenn ich mich von all dem herumstehenden und herumstaubenden Ballast versuchen wollte zu befreien. Was hatte ich getan?
Möbel
Wie gesagt zieht mit so einem Kind mehr ein, als aus. Das ist klar. Aber genauso gut ist ein Kind eine sehr gute Möglichkeit festzustellen, was man selbst im Leben wirklich braucht. Das ist oft wesentlich weniger, als man glaubt. Da aus dem Gästezimmer ein Kinderzimmer wurde, standen plötzlich 2 Sofas in unserem Wohnzimmer. Was vorher sooo groß und geräumig war. Also trennten wir uns von einem gänzlich. Als unser Sohn laufen lernte und andere Dimensionen erreichte, dabei allerdings den von uns vorsorglich angebrachten Kantenschutz eher abkaute als tapsig zu umschiffen, wanderte auch der Couchtisch aus dem Zimmer. Das war natürlich eine Umstellung. Wo stellt man Kaffee, ein Glas Wein und all die Bücher, Zeitschriften, Schokolade und sonstiges, was auf so einem Tisch lebt, plötzlich hin?
Nun - die Erkenntnis war schnell da: Wo nichts zum Ablegen ist, liegt auch nichts rum.
Wir verwendeten für das abendliche Glas Wein das Schaukelpferd, das ebenfalls im Wohnzimmer wohnte. Bücher und Zeitschriften wandern abends in das Regal, aus dem sie kommen. Schokolade wird aufgegessen oder wandert zurück in den Kühlschrank.
Pflanzen
Ich liebe Pflanzen. Ich liebe sie neu zu setzen, großzuziehen und zu pflegen. So suchte ich damals aus allen Ecken Pflanzen und Töpfe herbei. Bis es mich eines Tages erschlug. Pflanzen standen überall und verstellten die Fensterbänke und auch sonst jede freie Fläche im Raum. Mehr noch - ihre kunterbunte Auswahl an Übertopfen strahlte eine Unruhe aus, die mir erst jetzt auffiel. Also plünderte ich den nächstbesten Blumenhändler und kaufte ihm alle weinroten Übertöpfe der selben Sorte ab. Obendrein half mir wieder das Kind und sein Entdeckerwahn - ich trennte mich von allen Pflanzen, die zu sehr mit den (nicht vorhandenen) Lichtverhältnissen unserer Wohnung kämpften. Nun stehen nur mehr wenige von ihnen herum, diese strahlen aber in ihrer weinrot-grün Kombination Wärme und Ruhe aus.
Musik / Fotos / Bücher
Mich von Büchern, Musik und Fotos zu trennen habe ich bereits in Schottland kurz vor unserem Umzug lieben gelernt. Bis dato hatte ich immer alle Bücher aufgehoben. Aber plötzlich begann ich die, die ich nicht mochte oder sowieso nie wieder lesen würde, auszusortieren. Von allen könnte ich mich nie trennen, aber alle, die ich mal gekauft oder geschenkt bekommen habe, aufzuheben, scheint mir absolut unnötig.
E-books und E-reader waren mir lange ein Dorn im Auge. Bis ich feststellte, dass man darüber ja die Bücher, die man gern mal lesen, aber nicht unbedingt im Schrank stehen haben muss, beziehen kann. So räumt man sie nicht erst in die Wohnung und dann wieder aus.
Der Liebste liest gern "Die Zeit". Aber das Abo machte mich wahnsinnig. Diese riesige Zeitung lag einfach überall herum. Artikel wurden aufgehoben, aber nie wieder gelesen. Der Kindle war dafür die Erlösung. Denn mit ihm kann man nicht nur Bücher, sondern auch Zeitschriften lesen.
CDs liegen bei uns tief im Schrank vergaben. Neben DVDs. Wir hören Musik fast ausschließlich über unsere Laptops. So schauen wir auch Filme. Fernseher gibt es keinen. Also habe ich viele CDs einfach weggegeben. Nur die, die in einer besonderen Hülle, vorzugsweise nicht aus Plastik mit einem aufwändig gestalteten Cover, veröffentlicht wurden, werden aufgehoben. Aber den Stapel an Plastik, den eine Musiksammlung heutzutage mit sich bringt, finde ich unerträglich. Mittlerweile habe ich dem auch mein Musik-Kaufverhalten angepasst. Plastikhüllen CDs lade ich mir lieber auf itunes herunter. Nur wirklich hochwertige Alben kaufe ich mir, vorzugsweise sogar auf Vinyl.
Fotos waren immer etwas, was man auf gar keinen Fall wegwerfen kann. Bis ich bemerkte, dass ich Fotos aufhob, die Bauchschmerzen auslösten. Aus Zeiten, an die ich mich gar nicht soooo gern erinnerte. Oder an Menschen, die lange nicht mehr Teil meines jetzigen Lebens waren. Aus Gründen. Und so begann ich großzügig unangenehme Gefühle in die Tonne zu werfen. Es war eine unglaubliche Erleichterung. Heute besitze ich noch genau einen Schuhkarton mit Fotos. Alles was danach kam, ist digital und bleibt es auch. Für unseren Sohn drucken wir für jedes Lebensjahr ein Buch mit den besten Fotos aus diesem Jahr. Der Rest wandert in die iphoto Library und ins Backup. Und ins Backup vom Backup. Für den Fall der Fälle.
Klimbim
Ich war früher ein Fan von Kerzenständern aller Art. Abends konnten gar nicht genug Kerzen flackern. Wieder etwas, was sich mit Kind wunderbar ändern lässt. Denn das sind alles Dinge, die Kinder spannend finden und wir mühsam hinterherzulaufen. Kurzerhand habe ich mich von allem staubfangendem Klimbim getrennt. Einzig unsere Hochzeitskerze und die Weihnachtslaterne aus der Krippe vom Sohn stehen auf dem Schrank. Auch hier wurde klar: weniger ist mehr. Viele Kerzen strahlen nicht zwingend mehr Ruhe aus.
All das geschah nicht in einer Woche oder einem Monat. Es war ein langer Anfang, der sich bisher nur auf unser Wohnzimmer bezieht. Natürlich hat sich auch in den anderen Räumen etwas getan. Aber mehr noch - es hat sich in mir viel getan. Denn mit jeder Überlegung, sich von etwas zu trennen, beschäftigt man sich mit der Frage: Wer bin ich und was brauche ich? So findet man viel mehr zu sich selbst. Und seiner eigenen Ruhe. Aber das ist ein Blogpost für sich.
Alltagsgefasel
Gedanken aus dem Alltag. Weil Worte schlucken schlecht für den Magen ist.
Monday, December 3, 2012
Wednesday, May 9, 2012
Hippie oder Spießer
In ca. 1,5Jahren ziehe ich ins Wohnprojekt Wien. Hier war ich Mitbegründerin und bin nun nur mehr "einfaches Mitglied". Gemeinsam haben wir ein Haus geplant, wichtige Entscheidungen von vorn bis hinten durchdiskutiert. Das Haus wird nun gebaut. 38 Wohneinheiten. 50 Erwachsene. 30 Kinder. "Ach, so eine Hippikommune." Denkt man.
Und das Haus? Wahrscheinlich aus Stroh, die Wände krumm und schief, jede Etage eine andere Farbe. Eine Villa Kunterbunt quasi.
Pustekuchen. Unser Haus sieht sowas von normal aus, dass mir hin und wieder ganz anders wird. Denn war ich es nicht, die immer davon träumte, in einem Haus aus Lehm, Stroh oder gar Autoreifen zu wohnen? In einem Earthship irgendwo in der Pampa? Wo keine Wand gerade, kein Winkel rechts und kein Boden eben ist. Und jetzt das.
Wer nun aber die Gegend sieht, in der das Gebäude entsteht, dieses normale, konventionelle. Der glaubt wirklich nicht mehr, dass ich ich bin. Denn da stehen quadratisch, praktisch und gut die Häuser Kante an Kante, umringen einen Park, der eher ein wohlgewinkeltes Stück Grün ist, mit Bäumen, die noch so jungfräulich und zart erscheinen, dass man Angst hat, sie würden beim nächsten Windhauch erschöpft und laut seufzend zu Boden knicken. Von Schatten ganz zu schweigen. Ein Geflecht aus Kränen überdeckt das Areal, denn das, was dort steht, ist noch nicht alles. Ein Block nach dem anderen schießt aus dem Boden. Und ich kann mir nicht helfen, aber jedes Mal, wenn ich dort hinkomme, um den Baufortschritt zu bestaunen, zwicken mich Erinnerungen von 1986. Als wir in die Plattensiedlung zogen. Jaja, genau so, wie man sich das vorstellt. Damals im Osten. Platte an Platte, dazwischen wenig befahrene Straßen, penibel gekürzte Grünflächen, eine Kaufhalle, eine Schule oder zwei, ein Kindergarten. Perfekt erschlossen. Grau und Fad.
Grau und Fad? Das war es eigentlich nicht. Das ist es eher in der Erinnerung, die ich jahrelang pflichtbewusst als Ossi mit mir herumgetragen habe. Denn das haben alle von uns geglaubt und ich habe mich wenig damit auseinandergesetzt. Nein. Es war fein. Meine Freundin wohnte 3 Etagen über mir und wir haben uns nach einem gemeinsamen Tag von Balkon zu Balkon zugewunken. In der Schule war ich in 2 Minuten. Hinter unserem Block war die Stadt zu Ende, nur noch Felder und ein Schweinestall. Bei guter Windlage also etwas Landluft im Kinderzimmer. Im Haus kannte man Baumanns aus dem 4. Stock, die doofen Drews aus dem 2. Stock, bei denen Er doch sicher bei der Stasi war und auch sonst waren alle Namen geläufig. Man feierte und grüßte sich die ersten Jahre freundlich, bis man bemerkte, dass man Hinz und Kunz eigentlich gar nicht leiden konnte. Das gehört dazu.
Das wird uns auch im Wohnprojekt nicht erspart bleiben. Auch wenn wir die 50 Mitglieder bewusst gewählt haben, so kann ich wohl ungelogen sagen, dass es mittlerweile gewisse Sympathien gibt. Und die weniger gewissen. Das ist auch ok. Würden wir uns alle ständig in den Armen liegen, lieb haben und im Kreis tanzen, wären wir die Kommune, die wir nicht sein wollen. Und nicht sind.
Und dass auch hier die Schule unserem Block gegenüber liegt, freut mich nun als Mutter. Ein Hofer nebenan. Und die Bäume im Park, die werden in ein paar Jahren so grün und buschig sein, wie die im Stadtfeld damals, zwischen unserem Block, der Großen Dammstraße und der Schule.
So eine Wohnung ist auch nur so schön, wie man sie sich selbst gestaltet. Das hat wenig mit der Gegend zu tun. Was habe ich vom Charakter und der Schiefe eines Altbaus, wenn mein Nachbar nachts vor unserer Wohnungstür raucht, die Frau Dr. Dr. von gegenüber bis morgens um 4Uhr bei Festbeleuchtung in unser Schlafzimmer strahlend arbeitet und ich im Winter den Dachboden beheize? Dann lieber rechte Winkel und einen Balkon. Oder zwei - einen für die Kinder, versteht sich.
Ohje. Also doch Spießer. Tja. Das liegt nun am Blickwinkel des Betrachters. Ich jedenfalls bin ich. Und ich freue mich, auf ein wenig Rückkehr in den Osten.
Und das Haus? Wahrscheinlich aus Stroh, die Wände krumm und schief, jede Etage eine andere Farbe. Eine Villa Kunterbunt quasi.
Pustekuchen. Unser Haus sieht sowas von normal aus, dass mir hin und wieder ganz anders wird. Denn war ich es nicht, die immer davon träumte, in einem Haus aus Lehm, Stroh oder gar Autoreifen zu wohnen? In einem Earthship irgendwo in der Pampa? Wo keine Wand gerade, kein Winkel rechts und kein Boden eben ist. Und jetzt das.
Wer nun aber die Gegend sieht, in der das Gebäude entsteht, dieses normale, konventionelle. Der glaubt wirklich nicht mehr, dass ich ich bin. Denn da stehen quadratisch, praktisch und gut die Häuser Kante an Kante, umringen einen Park, der eher ein wohlgewinkeltes Stück Grün ist, mit Bäumen, die noch so jungfräulich und zart erscheinen, dass man Angst hat, sie würden beim nächsten Windhauch erschöpft und laut seufzend zu Boden knicken. Von Schatten ganz zu schweigen. Ein Geflecht aus Kränen überdeckt das Areal, denn das, was dort steht, ist noch nicht alles. Ein Block nach dem anderen schießt aus dem Boden. Und ich kann mir nicht helfen, aber jedes Mal, wenn ich dort hinkomme, um den Baufortschritt zu bestaunen, zwicken mich Erinnerungen von 1986. Als wir in die Plattensiedlung zogen. Jaja, genau so, wie man sich das vorstellt. Damals im Osten. Platte an Platte, dazwischen wenig befahrene Straßen, penibel gekürzte Grünflächen, eine Kaufhalle, eine Schule oder zwei, ein Kindergarten. Perfekt erschlossen. Grau und Fad.
Grau und Fad? Das war es eigentlich nicht. Das ist es eher in der Erinnerung, die ich jahrelang pflichtbewusst als Ossi mit mir herumgetragen habe. Denn das haben alle von uns geglaubt und ich habe mich wenig damit auseinandergesetzt. Nein. Es war fein. Meine Freundin wohnte 3 Etagen über mir und wir haben uns nach einem gemeinsamen Tag von Balkon zu Balkon zugewunken. In der Schule war ich in 2 Minuten. Hinter unserem Block war die Stadt zu Ende, nur noch Felder und ein Schweinestall. Bei guter Windlage also etwas Landluft im Kinderzimmer. Im Haus kannte man Baumanns aus dem 4. Stock, die doofen Drews aus dem 2. Stock, bei denen Er doch sicher bei der Stasi war und auch sonst waren alle Namen geläufig. Man feierte und grüßte sich die ersten Jahre freundlich, bis man bemerkte, dass man Hinz und Kunz eigentlich gar nicht leiden konnte. Das gehört dazu.
Das wird uns auch im Wohnprojekt nicht erspart bleiben. Auch wenn wir die 50 Mitglieder bewusst gewählt haben, so kann ich wohl ungelogen sagen, dass es mittlerweile gewisse Sympathien gibt. Und die weniger gewissen. Das ist auch ok. Würden wir uns alle ständig in den Armen liegen, lieb haben und im Kreis tanzen, wären wir die Kommune, die wir nicht sein wollen. Und nicht sind.
Und dass auch hier die Schule unserem Block gegenüber liegt, freut mich nun als Mutter. Ein Hofer nebenan. Und die Bäume im Park, die werden in ein paar Jahren so grün und buschig sein, wie die im Stadtfeld damals, zwischen unserem Block, der Großen Dammstraße und der Schule.
So eine Wohnung ist auch nur so schön, wie man sie sich selbst gestaltet. Das hat wenig mit der Gegend zu tun. Was habe ich vom Charakter und der Schiefe eines Altbaus, wenn mein Nachbar nachts vor unserer Wohnungstür raucht, die Frau Dr. Dr. von gegenüber bis morgens um 4Uhr bei Festbeleuchtung in unser Schlafzimmer strahlend arbeitet und ich im Winter den Dachboden beheize? Dann lieber rechte Winkel und einen Balkon. Oder zwei - einen für die Kinder, versteht sich.
Ohje. Also doch Spießer. Tja. Das liegt nun am Blickwinkel des Betrachters. Ich jedenfalls bin ich. Und ich freue mich, auf ein wenig Rückkehr in den Osten.
Tuesday, April 17, 2012
Meine lieben Ängste
Heute abend war ich auf einem Seminar über Ängste. Eigentlich ging es um Entwicklungsängste bei Kindern. Aber wie das so ist. Eins kommt zum anderen und plötzlich stehen sämtliche Ängste und Phobien auf einem Haufen im Raum und wollen gehört werden.
Und am Ende steht die Frage: Welche Ängste haben Sie bereits überwunden im Leben. Und los geht's. Auf einmal fühlt man sich wie bei der Selbsthilfegruppe "Anonyme Phobiker". Einer nach dem anderen packt aus. Oder sucht verzweifelt nach kleinen als Angst getarnten Unannehmlichkeiten, die beiseite geschafft wurden. Wie auch immer.
Nur bei mir ratterts. Angst über Angst fliegt durch meinen Kopf. Überwunden? ööööhm. Und dann die Erinnerung an einen Satz aus dem Bereich: Wozu sind Ängste gut ? - Sie stärken das Selbstwertgefühl, wenn man sie überwindet. Wenn.
Also wenn das bisher nicht der Fall war, so sollte ich mal loslegen. Denke ich. Aber wo fange ich an?
Bei der Spinnenphobie? Warum? Ich habe einen Mann, der die xBeiner liebevoll für mich aus dem Hause in die Freiheit befördert. Keine Einschränkung hier. Bis auf die paar Schweißausbrüche und das leicht unangenehme Krabbelgefühl im Nacken so ein paar Stunden im Nachhinein. Is doch nix.
Also weiter. Meine Schwimmbeckenphobie. Hat sich von daher erledigt, dass ich sowieso keine Zeit mehr habe für irgendwelche fröhlichen Außer-Haus-Aktivitäten. Und wenn, dann sitze ich wohl die nächsten 5 Jahre mit Herrn Klein im warmen Pinkelbecken.
Meine Telefonphobie? Och. Die find ich mittlerweile sogar sympathisch. Es gibt so viele Ausreden NICHT ans Telefon zu gehen - schlechter Empfang in der Ubahn, Kind wickeln, gerade einer Fressattacke gewidmet etc. Und bitte - 2 Twitteraccounts, 3 Blogs, Google+ account, Facebook account, Facebook page - ich bin erreichbar. Aber ich mag nicht smalltalken! Danke!
Jetzt bleibt noch die wahnsinnige Angst vorm Zahnarzt. Nunja, in Anbetracht der Tatsache, dass meine Zähne sowieso ein Haufen gefüllter und geflickter Löcher sind, werde ich mich nun auch dieser Angst nicht mehr widmen, sondern einfach darauf warten, dass mir ein Zahn nach dem anderen entfällt.
Hm. Was gibts noch? Ich könnte sicher noch weiter grübeln. Und Gründe finden, warum ich meine Phobien und Ängste NICHT bekämpfen möchte. Zumindest nicht jetzt. Und wer weiß, vielleicht entwickeln sich ja bis dahin neue? Die Angst davor Ängste zu bewältigen zum Beispiel. Buuuaaaah. Gute Nacht !
Und am Ende steht die Frage: Welche Ängste haben Sie bereits überwunden im Leben. Und los geht's. Auf einmal fühlt man sich wie bei der Selbsthilfegruppe "Anonyme Phobiker". Einer nach dem anderen packt aus. Oder sucht verzweifelt nach kleinen als Angst getarnten Unannehmlichkeiten, die beiseite geschafft wurden. Wie auch immer.
Nur bei mir ratterts. Angst über Angst fliegt durch meinen Kopf. Überwunden? ööööhm. Und dann die Erinnerung an einen Satz aus dem Bereich: Wozu sind Ängste gut ? - Sie stärken das Selbstwertgefühl, wenn man sie überwindet. Wenn.
Also wenn das bisher nicht der Fall war, so sollte ich mal loslegen. Denke ich. Aber wo fange ich an?
Bei der Spinnenphobie? Warum? Ich habe einen Mann, der die xBeiner liebevoll für mich aus dem Hause in die Freiheit befördert. Keine Einschränkung hier. Bis auf die paar Schweißausbrüche und das leicht unangenehme Krabbelgefühl im Nacken so ein paar Stunden im Nachhinein. Is doch nix.
Also weiter. Meine Schwimmbeckenphobie. Hat sich von daher erledigt, dass ich sowieso keine Zeit mehr habe für irgendwelche fröhlichen Außer-Haus-Aktivitäten. Und wenn, dann sitze ich wohl die nächsten 5 Jahre mit Herrn Klein im warmen Pinkelbecken.
Meine Telefonphobie? Och. Die find ich mittlerweile sogar sympathisch. Es gibt so viele Ausreden NICHT ans Telefon zu gehen - schlechter Empfang in der Ubahn, Kind wickeln, gerade einer Fressattacke gewidmet etc. Und bitte - 2 Twitteraccounts, 3 Blogs, Google+ account, Facebook account, Facebook page - ich bin erreichbar. Aber ich mag nicht smalltalken! Danke!
Jetzt bleibt noch die wahnsinnige Angst vorm Zahnarzt. Nunja, in Anbetracht der Tatsache, dass meine Zähne sowieso ein Haufen gefüllter und geflickter Löcher sind, werde ich mich nun auch dieser Angst nicht mehr widmen, sondern einfach darauf warten, dass mir ein Zahn nach dem anderen entfällt.
Hm. Was gibts noch? Ich könnte sicher noch weiter grübeln. Und Gründe finden, warum ich meine Phobien und Ängste NICHT bekämpfen möchte. Zumindest nicht jetzt. Und wer weiß, vielleicht entwickeln sich ja bis dahin neue? Die Angst davor Ängste zu bewältigen zum Beispiel. Buuuaaaah. Gute Nacht !
Wednesday, April 4, 2012
Happy Birthday !
Ich bin ja so ein Geburtstagsmensch. Bereits im Juli beginne ich die Leute zu erinnern, dass ich im August Geburtstag habe. Das hat sich in den vielen Jahren nicht geändert und ich werde hin und wieder schräg angeschaut, dass ich mich nun (in meinem Alter) noch immer freue. Macht nix. Ich bin es gewohnt, schräg angeschaut zu werden.
Nun ist aber alles noch viel besser. Morgen hat nämlich der Herr Klein Geburtstag. Und das ist für mich, wie nochmal Geburtstag haben. Ich darf nämlich Geschenke einkaufen, die mir ja selbst am besten gefallen. Ich öffne den Postkasten, wo sich nun täglich Post sammelt. Pakete fliegen ins Haus. Ein Kuchen wird gebacken. Hach.
Herrn Klein interessiert das ganze ja noch so überhaupt nicht. Auch wenn ich ihm versuche seit ein paar Wochen einzutrichtern, dass er bald GE! BURTS! TAG! hat. Solange er morgen wie gehabt seine Milch zum Frühstück, seine Nudeln zum Mittag und sein Broti zum Abendessen bekommt, ist es ihm herzlich wurscht, dass dieser Tag irgendwie anders ist als alle anderen.
In einem Jahr sieht das dann wohl anders aus. Da werden mir sicher die Ohren lang vor lauter Geburtstagsgefasel meines Sohnes. Oder - und das ist wahrscheinlicher - ich stimme ein. Und alle um uns herum werden noch bekloppter.
Aber warum ist es überhaupt so, dass man seinen Geburtstag ab einem bestimmten Alter nicht mehr fröhlich bejubelt? Das man älter wird, kann man nunmal nicht umgehen. Und außerdem kann man sich darüber die restlichen 364 Tage im Jahr ärgern. Obwohl das schade ist. Denn Älterwerden hat ja auch was Gutes. Neulich erst kam mir diese Erleuchtung erneut:
Musik war nämlich schon immer meine enge Begleitung. Ich hab so ziemlich zu jeder CD im Schrank (oder wie man heute sagt: zu jedem Track in meiner Playlist) Assoziationen im Kopf. Da ist so eine Autofahrt nach Salzburg und zurück eine gute Möglichkeit, um mal wieder der Zeit davonzureisen.
Das tat ich also. Kaum aus Wien raus begann meine eigene kleine Disco. Musik aus Zeiten... Man kennt das ja. Plötzlich sitzt man wieder an der Uni, lässt Vorlesungen sausen und genießt das Leben. Das kleine WG Zimmer taucht auf in all seinen Farben. Erinnerungen. Wo man im zarten Alter von 24 abends in guter Stimmung das Haus verließ und sich am nächsten Morgen fragte, ob man den Mann fürs Leben gefunden hatte. Hatte man nicht, wie sich herausstellte. Stattdessen behaftete man noch weitere Jahre unzählige Musik mit Assoziationen und Eindrücken, stolperte durchs Leben und befahl sich Spaß.
Und jetzt, mit knapp über dreißig sitzt man in einem Mietwagen. Der Sohn in der Krippe. Der Mann im Büro. Und für ein paar Stunden reist man davon, noch einmal zurück in die spaßige Welt des Jungseins. Nur um festzustellen, dass sie gar nicht immer so spaßig war. Denn es tauchen Erinnerungen auf, da fragt man sich, ob man einen Film so oft gesehen hat, dass man glaubt, ihn erlebt zu haben, oder ob das tatsächlich alles so passiert ist. Wie war man jemals in diese Situationen geraten? Und vor allem: wie ist man da wieder herausgekommen? Unversehrt.
Unversehrt? Nicht wirklich, denn es bleiben Lieder, die sie mir ins Gedächtnis rufen. Diese Momente und Stimmungen, die ich nicht mehr brauche. Nie gebraucht habe. Die nicht nur kunterbunt und laut sind, sondern auch düster und magenverknotend.
Am schlimmsten sind ja solche Compilations, wo auf einer CD alle "besten songs der Welt" draufgepresst sind. Auf Nimmervergessen! Da fliegen wie von Indianern umringt die Erinnerungen wie Pfeile auf einen ein. In solchen Momenten ist es gut, wenn man Musik parat hat, die einen ganz schnell ins Hier und Jetzt bringt. Bei mir sind das grad "Old McDonald had a farm", "Incy Wincy Spider" und der "Bi Ba Butzemann". Wobei ich bis heute nicht weiß, was genau ein Bi Ba Butzemann ist. Egal, solange er mich zurückholt in diese Welt, ist er mein Freund.
Und dann bin ich froh. Froh, dass alles so ist, wie es nun ist. Dass ich nicht mehr glaube, etwas zu verpassen, wenn ich eine Party sausen lasse. Dass ich nicht mehr zig Leute kennenlernen muss, um als sozial zu gelten.
Stattdessen bejubel ich weiter ein neues Lebensjahr und begrüße jedes graue Haar persönlich.
Jaja, nur hin und wieder, ganz heimlich still und leise, lege ich Musik auf, schalte das Kopfkino an, das Hier und Jetzt aus und reise durch Zeiten. Ohne, dass ich mich am nächsten Morgen dafür schämen muss.
Gehts mir gut.
Nun ist aber alles noch viel besser. Morgen hat nämlich der Herr Klein Geburtstag. Und das ist für mich, wie nochmal Geburtstag haben. Ich darf nämlich Geschenke einkaufen, die mir ja selbst am besten gefallen. Ich öffne den Postkasten, wo sich nun täglich Post sammelt. Pakete fliegen ins Haus. Ein Kuchen wird gebacken. Hach.
Herrn Klein interessiert das ganze ja noch so überhaupt nicht. Auch wenn ich ihm versuche seit ein paar Wochen einzutrichtern, dass er bald GE! BURTS! TAG! hat. Solange er morgen wie gehabt seine Milch zum Frühstück, seine Nudeln zum Mittag und sein Broti zum Abendessen bekommt, ist es ihm herzlich wurscht, dass dieser Tag irgendwie anders ist als alle anderen.
In einem Jahr sieht das dann wohl anders aus. Da werden mir sicher die Ohren lang vor lauter Geburtstagsgefasel meines Sohnes. Oder - und das ist wahrscheinlicher - ich stimme ein. Und alle um uns herum werden noch bekloppter.
Aber warum ist es überhaupt so, dass man seinen Geburtstag ab einem bestimmten Alter nicht mehr fröhlich bejubelt? Das man älter wird, kann man nunmal nicht umgehen. Und außerdem kann man sich darüber die restlichen 364 Tage im Jahr ärgern. Obwohl das schade ist. Denn Älterwerden hat ja auch was Gutes. Neulich erst kam mir diese Erleuchtung erneut:
Musik war nämlich schon immer meine enge Begleitung. Ich hab so ziemlich zu jeder CD im Schrank (oder wie man heute sagt: zu jedem Track in meiner Playlist) Assoziationen im Kopf. Da ist so eine Autofahrt nach Salzburg und zurück eine gute Möglichkeit, um mal wieder der Zeit davonzureisen.
Das tat ich also. Kaum aus Wien raus begann meine eigene kleine Disco. Musik aus Zeiten... Man kennt das ja. Plötzlich sitzt man wieder an der Uni, lässt Vorlesungen sausen und genießt das Leben. Das kleine WG Zimmer taucht auf in all seinen Farben. Erinnerungen. Wo man im zarten Alter von 24 abends in guter Stimmung das Haus verließ und sich am nächsten Morgen fragte, ob man den Mann fürs Leben gefunden hatte. Hatte man nicht, wie sich herausstellte. Stattdessen behaftete man noch weitere Jahre unzählige Musik mit Assoziationen und Eindrücken, stolperte durchs Leben und befahl sich Spaß.
Und jetzt, mit knapp über dreißig sitzt man in einem Mietwagen. Der Sohn in der Krippe. Der Mann im Büro. Und für ein paar Stunden reist man davon, noch einmal zurück in die spaßige Welt des Jungseins. Nur um festzustellen, dass sie gar nicht immer so spaßig war. Denn es tauchen Erinnerungen auf, da fragt man sich, ob man einen Film so oft gesehen hat, dass man glaubt, ihn erlebt zu haben, oder ob das tatsächlich alles so passiert ist. Wie war man jemals in diese Situationen geraten? Und vor allem: wie ist man da wieder herausgekommen? Unversehrt.
Unversehrt? Nicht wirklich, denn es bleiben Lieder, die sie mir ins Gedächtnis rufen. Diese Momente und Stimmungen, die ich nicht mehr brauche. Nie gebraucht habe. Die nicht nur kunterbunt und laut sind, sondern auch düster und magenverknotend.
Am schlimmsten sind ja solche Compilations, wo auf einer CD alle "besten songs der Welt" draufgepresst sind. Auf Nimmervergessen! Da fliegen wie von Indianern umringt die Erinnerungen wie Pfeile auf einen ein. In solchen Momenten ist es gut, wenn man Musik parat hat, die einen ganz schnell ins Hier und Jetzt bringt. Bei mir sind das grad "Old McDonald had a farm", "Incy Wincy Spider" und der "Bi Ba Butzemann". Wobei ich bis heute nicht weiß, was genau ein Bi Ba Butzemann ist. Egal, solange er mich zurückholt in diese Welt, ist er mein Freund.
Und dann bin ich froh. Froh, dass alles so ist, wie es nun ist. Dass ich nicht mehr glaube, etwas zu verpassen, wenn ich eine Party sausen lasse. Dass ich nicht mehr zig Leute kennenlernen muss, um als sozial zu gelten.
Stattdessen bejubel ich weiter ein neues Lebensjahr und begrüße jedes graue Haar persönlich.
Jaja, nur hin und wieder, ganz heimlich still und leise, lege ich Musik auf, schalte das Kopfkino an, das Hier und Jetzt aus und reise durch Zeiten. Ohne, dass ich mich am nächsten Morgen dafür schämen muss.
Gehts mir gut.
Tuesday, April 3, 2012
Zwei Enten
Soweit ist es nun also schon. Ich bekomme Kommentare, dass auf meinem Blog nix weiterginge. Seit 5.3.2012 kein Eintrag mehr. Und das, wo ich doch im ersten Post von "wilder Bloggerei" gefaselt habe. Das hat man also davon, wenn man sich gleich mal zu weit aus dem Fenster lehnt. Und das, obwohl ich doch nicht erst seit gestern an Zeitmangel leide.
Zu meiner Verteidigung sei zu erwähnen, dass sich diese "wilde Bloggerei" darauf bezog, dass ich innerhalb von einer Woche zwei neue Blogs öffnete, obwohl ich schon zwei weitere bereits mit Texten fütterte - mal mehr mal weniger regelmässig. Dennoch hat es auch mich schon gewurmt, dass ich einfach nicht dazu gekommen bin, diesem hier mal wieder einen Beitrag zu liefern. Und obwohl ich heute abend schon... ach, reden wir nicht davon. Ich schreibe jetzt einfach weiter.
Ich weiß ja nicht, wie oft ich in den letzten Jahren schon von "Ich komm zu nix mehr" und "Ich möcht mal wieder in Ruhe..." gefaselt habe. Gründe waren immer andere. Aber irgendwie werde ich auch den Gedanken nicht los, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Es ist ja fast schon wie mit dem Gefasel über das Wetter. Alle jammern, nix tut sich.
Und so fliegen die Wochen dahin und die Welt dreht und dreht und dreht sich rasend und rasant weiter. Und während sich alles dreht und fliegt und ich per pedes durch das morgenmufflige, verkehrgeplagte Wien radel, seh ich plötzlich zwei Enten im Gras sitzen. Gegenüber vom Stadtpark, vor den schicken Hotels am Rande des Radweges. Mit ihren großen Schnäbeln kämpfen sie mit einem trockenen Stück Brot. Wie ein zahnloses Baby, dem man eine ganze Karotte in die Hand drückt. Nur wenige Sekunden erblicke ich die zwei, aber es reicht, um mir meine morgendliche Reise durch die Straßen zu erheitern. Der Anblick ist so skurril, dass ich ihn am liebsten sofort auf Facebook, Twitter, im Büro und überall verbreiten möchte. Diese zwei Enten, morgens am Ring. Während der Berufsverkehr an ihnen vorbeihupt. Während lange Gesichter in den Straßenbahnen die Schlagzeilen der kostenfreien Schlagpresse inhalieren.
Das ist es also, was es hin und wieder braucht. Eine Surealität, die einem aus dem Trott reist, das Karrussel Leben stoppt und sagt: "Lächeln bitte!"
Was hat man bis dahin nicht alles versucht? Yoga zum Entspannen. Ein bisschen mehr "man selbst sein". Eine Minute Dankbarkeit am Tag. Hin und wieder die Augen schließen und dem Sympathikus Ruhe befehlen. Die Wohnung entrümpeln und Ruheoasen schaffen. Weniger Stress durch bessere Organisation.
Am Ende? Immer das gleiche. Ein paar Tage große Vorsätze und fröhliche Aha-Momente. Dann wieder Alltag. Realität. Trott. Bis man 2 Enten begegnet. Mitten in der Stadt.
Und erst, als man am Nachmittag, 7 Stunden später, wieder am Ring entlangsaust, die Enten dort immernoch sitzen, erinnert man sich: "Ach, da war ja was." Lächelt kurz, und rast weiter.
Zu meiner Verteidigung sei zu erwähnen, dass sich diese "wilde Bloggerei" darauf bezog, dass ich innerhalb von einer Woche zwei neue Blogs öffnete, obwohl ich schon zwei weitere bereits mit Texten fütterte - mal mehr mal weniger regelmässig. Dennoch hat es auch mich schon gewurmt, dass ich einfach nicht dazu gekommen bin, diesem hier mal wieder einen Beitrag zu liefern. Und obwohl ich heute abend schon... ach, reden wir nicht davon. Ich schreibe jetzt einfach weiter.
Ich weiß ja nicht, wie oft ich in den letzten Jahren schon von "Ich komm zu nix mehr" und "Ich möcht mal wieder in Ruhe..." gefaselt habe. Gründe waren immer andere. Aber irgendwie werde ich auch den Gedanken nicht los, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Es ist ja fast schon wie mit dem Gefasel über das Wetter. Alle jammern, nix tut sich.
Und so fliegen die Wochen dahin und die Welt dreht und dreht und dreht sich rasend und rasant weiter. Und während sich alles dreht und fliegt und ich per pedes durch das morgenmufflige, verkehrgeplagte Wien radel, seh ich plötzlich zwei Enten im Gras sitzen. Gegenüber vom Stadtpark, vor den schicken Hotels am Rande des Radweges. Mit ihren großen Schnäbeln kämpfen sie mit einem trockenen Stück Brot. Wie ein zahnloses Baby, dem man eine ganze Karotte in die Hand drückt. Nur wenige Sekunden erblicke ich die zwei, aber es reicht, um mir meine morgendliche Reise durch die Straßen zu erheitern. Der Anblick ist so skurril, dass ich ihn am liebsten sofort auf Facebook, Twitter, im Büro und überall verbreiten möchte. Diese zwei Enten, morgens am Ring. Während der Berufsverkehr an ihnen vorbeihupt. Während lange Gesichter in den Straßenbahnen die Schlagzeilen der kostenfreien Schlagpresse inhalieren.
Das ist es also, was es hin und wieder braucht. Eine Surealität, die einem aus dem Trott reist, das Karrussel Leben stoppt und sagt: "Lächeln bitte!"
Was hat man bis dahin nicht alles versucht? Yoga zum Entspannen. Ein bisschen mehr "man selbst sein". Eine Minute Dankbarkeit am Tag. Hin und wieder die Augen schließen und dem Sympathikus Ruhe befehlen. Die Wohnung entrümpeln und Ruheoasen schaffen. Weniger Stress durch bessere Organisation.
Am Ende? Immer das gleiche. Ein paar Tage große Vorsätze und fröhliche Aha-Momente. Dann wieder Alltag. Realität. Trott. Bis man 2 Enten begegnet. Mitten in der Stadt.
Und erst, als man am Nachmittag, 7 Stunden später, wieder am Ring entlangsaust, die Enten dort immernoch sitzen, erinnert man sich: "Ach, da war ja was." Lächelt kurz, und rast weiter.
Monday, March 5, 2012
Mein Monster
Freitag früh freut man sich noch auf ein gemütliches Glas Rotwein am Abend. Oder drei. Freitag mittag auf ein schönes Wochenende mit den lieben Herren Groß und Klein. Freitag nachmittag tanzt man fröhlich durch die Welt und singt "Freitag!" Und dann mit einem Satz ist alles dahin. Herr Groß fühlt sich unwohl. In Realität hieß das 38Grad Fieber und Bett. Hallo Wochenende.
Als dann samstag Nacht Herr Klein nachlegt und fiebernd aufwacht, im Bett ein paar Nudeln vom Abendessen verteilt und ich den Rest der Nacht mit ihm in seinem 90x2,00m Bettchen (immerhin) verbringe, ist jegliche Wochenendlaune verflogen. Am Sonntag fühle ich mich wie Oberschwester Hildegard und Montag wie vom Laster überrollt.
Die Männer sind wieder fieberfrei und lachen. Ich kämpfe derweil mit meinem erwachten Monster. Es ruht normalerweise tief in mir, aber wenn solche Wochenenden hinter mir liegen, ich zu nichts von all dem gekommen bin, was ich mir vorgenommen habe und die Wohnung aussieht wie von Hubschrauberblättern durchweht, lebt es auf. Und das wacher und energischer denn je.
An solchen Tagen setze ich mich müde und verschlafen an die Kaffeetasse krallend zum Frühstück nieder, nur, damit Herr Klein laut aufjammernd "Gacka!" ruft. Gut, das tut er öfter und es muss nix heißen. Heute aber schon. Also statt Kaffee eine vollgeschissene Windel und ungeschickte Handhabung mit den Feuchttüchern. Frühstück darf ausfallen. Das Monster grummelt.
An solchen Tagen mit Herrn Klein in einen Spielraum zu gehen und auf 7 andere Mütter und ihre Herren und Frauen Klein zu stoßen ist fatal. Natürlich verspeise ich am Weg dahin auch noch mit Marmelade gefüllte Topfenbällchen, von dessen Inhalt wenig in meinem Mund landet. Allerdings bemerke ich das nicht gleich, sondern erst im Spielraum, nachdem ich die Beine zum Lotus verknotet und die Marmelade großflächig auf meiner Hose verteilt habe. Das Monster brummt.
An solchen Tagen laufe ich um 17Uhr von zu Hause davon und fühle mich FREI ! Nur um dann unterwegs von Telefonaten bombardiert zu werden und im Supermarkt hungrig als Vegetarierin vor den vom Tage übrig gebliebenen Wurstsemmln zu stehen. Das Monster röhrt. (Mein Magen auch)
Und wenn ich an solchen Tagen dann zum Gesprächsabend gehe und mir während der Anfangsmeditation bildlich ein Trichter auf den Kopf gesetzt wird, durch den goldenes Licht in meinen Körper fließt, ist das Monster so überfressen und voll, dass es gröhlend und fauchend in meinem Magen sitzt und zwickt.
Aber das ist gut. Ich liebe mein Monster. Ohne ihm wäre ich nicht die, die ich bin. Und wer versuchen will, mir mein Monster auszutreiben, dem treibe ich andere Dinge aus. Und zwar schnell.
Es ist aber auch gut, dass auch solche Tage nach 24 Stunden ein jähes Ende finden und das Monster erschöpft einschläft. Und wenn ich aufwache, wird wieder ein kleiner braver Engel im Spiegel sitzen, mich anlächeln und einfach die Klappe halten. Jawohl!
Als dann samstag Nacht Herr Klein nachlegt und fiebernd aufwacht, im Bett ein paar Nudeln vom Abendessen verteilt und ich den Rest der Nacht mit ihm in seinem 90x2,00m Bettchen (immerhin) verbringe, ist jegliche Wochenendlaune verflogen. Am Sonntag fühle ich mich wie Oberschwester Hildegard und Montag wie vom Laster überrollt.
Die Männer sind wieder fieberfrei und lachen. Ich kämpfe derweil mit meinem erwachten Monster. Es ruht normalerweise tief in mir, aber wenn solche Wochenenden hinter mir liegen, ich zu nichts von all dem gekommen bin, was ich mir vorgenommen habe und die Wohnung aussieht wie von Hubschrauberblättern durchweht, lebt es auf. Und das wacher und energischer denn je.
An solchen Tagen setze ich mich müde und verschlafen an die Kaffeetasse krallend zum Frühstück nieder, nur, damit Herr Klein laut aufjammernd "Gacka!" ruft. Gut, das tut er öfter und es muss nix heißen. Heute aber schon. Also statt Kaffee eine vollgeschissene Windel und ungeschickte Handhabung mit den Feuchttüchern. Frühstück darf ausfallen. Das Monster grummelt.
An solchen Tagen mit Herrn Klein in einen Spielraum zu gehen und auf 7 andere Mütter und ihre Herren und Frauen Klein zu stoßen ist fatal. Natürlich verspeise ich am Weg dahin auch noch mit Marmelade gefüllte Topfenbällchen, von dessen Inhalt wenig in meinem Mund landet. Allerdings bemerke ich das nicht gleich, sondern erst im Spielraum, nachdem ich die Beine zum Lotus verknotet und die Marmelade großflächig auf meiner Hose verteilt habe. Das Monster brummt.
An solchen Tagen laufe ich um 17Uhr von zu Hause davon und fühle mich FREI ! Nur um dann unterwegs von Telefonaten bombardiert zu werden und im Supermarkt hungrig als Vegetarierin vor den vom Tage übrig gebliebenen Wurstsemmln zu stehen. Das Monster röhrt. (Mein Magen auch)
Und wenn ich an solchen Tagen dann zum Gesprächsabend gehe und mir während der Anfangsmeditation bildlich ein Trichter auf den Kopf gesetzt wird, durch den goldenes Licht in meinen Körper fließt, ist das Monster so überfressen und voll, dass es gröhlend und fauchend in meinem Magen sitzt und zwickt.
Aber das ist gut. Ich liebe mein Monster. Ohne ihm wäre ich nicht die, die ich bin. Und wer versuchen will, mir mein Monster auszutreiben, dem treibe ich andere Dinge aus. Und zwar schnell.
Es ist aber auch gut, dass auch solche Tage nach 24 Stunden ein jähes Ende finden und das Monster erschöpft einschläft. Und wenn ich aufwache, wird wieder ein kleiner braver Engel im Spiegel sitzen, mich anlächeln und einfach die Klappe halten. Jawohl!
Thursday, March 1, 2012
Halber Regen
Als ich das erste halbe Jahr in Schottland auf einer Insel der Inneren Hebriden lebte, habe ich in einem Wohnwagen gehaust. Gehaust. Anders kann man das nicht bezeichnen. Aber es war unsagbar toll, gemütlich und sowas von down to earth. Was ich nun an diesem Wohnwagen am meisten vermisse, ist der Regen, der - wie so oft in Schottland - laut und beständig aufs Dach trommelte. Tagelang. Nächtelang.
Dann wohnte ich in Edinburgh und obwohl die Häuser und Wohnungen in Schottland alles andere als dicht, warm und trocken sind, fehlte mir der Regen. Oder zumindest das Geräusch der Tropfen auf dem Wohnwagendach. Es regnete und ich hörte es einfach nicht mehr. Halber Regen sozusagen.
Nun wohnen wir in Wien. Da regnet es noch weniger, was ich wirklich oft bedaure. Ja und Ihr dürft mich jetzt wirklich ganz blöd anschauen. Und ich sag's nochmal extra für Euch: Ich liebe den Regen, das Geräusch, die Stimmung, den Geruch danach, das Gefühl der Reinheit, das er nach sich zieht.
Dank der Tatsache, dass das Haus, in dem wir wohnen, sich um einen rechteckigen, gepflasterten Innenhof schlängelt, erleben wir den Regen in Wien jedoch wohl tausendmal schöner, als andere. Denn hier hört man es tropfen und plätschern, kann unterscheiden ob es nieselt, oder schüttet, gerade anfängt oder gleich aufhört. An solchen Abenden brauche ich keine Musik mehr. Da reiße ich einfach das Fenster auf, lege mich ins Bett und lausche. Und träume.
Nun entsteht im 2. Wiener Gemeindebezirk, in Leopoldstadt, just in diesen Tagen, Wochen und Monaten das Haus, in das wir in ca 18 Monaten einziehen werden. Das Wohnprojekt Wien.
Dort wird es eine Hausgemeinschaft geben, wie es sie in keinem Gebäude in Wien gibt, was nicht von einer Gruppe Gleichgesinnter gemeinsam bewohnt und belebt wird. Obendrein wird das Haus weitestgehend ökologisch gebaut, dennoch "konservativ", also keine Lehmhütte, kein Haus aus Stroh. Wir werden alle Wohneinheiten bewohnen, die wir größtenteils selbst mitgeplant und mitgestaltet haben. Dazu kommen Gemeinschaftsflächen wie Sauna, Bibliothek, Werkstätten, Kinderspielraum und Küche.
Eine fernwärmebeheizte Fußbodenheizung wird uns die bisherigen horrenden Gas- und Thermenwartungskosten ersetzen. Dank der Fenster an drei verschiedenen Außenwänden, kommen wir in den Genuss einer Querlüftung, was uns bei den wenig luftvollen Sommertagen erfreuen wird. Vorraussichtlich wird uns KEIN Schimmel an der Küchenwand hinaufwachsen und KEIN Dachboden über uns wird uns KEINE mühsam und kostenspielig erstandene Heizungswärme stehlen. Ein Lift wird mich samt Einkauf und Kind nicht nur in den 3. sondern sogar bis in den 5. Stock fahren. Mein Fahrrad wird nicht mehr im Vorraum in unserer Wohnung in besagtem 3. Stock, sondern im dafür vorgesehenen, entsprechend eingerichteten und abgesperrten Fahrradraum umgeben gleichgesinnter Drahtesel schlafen. Der Wäscheständer wird statt im Wohnzimmer monströs prahlend auf dem Balkon ausharren, auf dem ich im Sommer auch als Mutter die lauen Abende weintrinkend genießen kann. Apropos Mutter - Herr Klein wird zum Spielen mit Freunden nur mehr über die Etagen flitzen müssen.
Es wird wunderbar. Ganz wunderbar.
Aber der Regen. Der wird mir fehlen.
Dann wohnte ich in Edinburgh und obwohl die Häuser und Wohnungen in Schottland alles andere als dicht, warm und trocken sind, fehlte mir der Regen. Oder zumindest das Geräusch der Tropfen auf dem Wohnwagendach. Es regnete und ich hörte es einfach nicht mehr. Halber Regen sozusagen.
Nun wohnen wir in Wien. Da regnet es noch weniger, was ich wirklich oft bedaure. Ja und Ihr dürft mich jetzt wirklich ganz blöd anschauen. Und ich sag's nochmal extra für Euch: Ich liebe den Regen, das Geräusch, die Stimmung, den Geruch danach, das Gefühl der Reinheit, das er nach sich zieht.
Dank der Tatsache, dass das Haus, in dem wir wohnen, sich um einen rechteckigen, gepflasterten Innenhof schlängelt, erleben wir den Regen in Wien jedoch wohl tausendmal schöner, als andere. Denn hier hört man es tropfen und plätschern, kann unterscheiden ob es nieselt, oder schüttet, gerade anfängt oder gleich aufhört. An solchen Abenden brauche ich keine Musik mehr. Da reiße ich einfach das Fenster auf, lege mich ins Bett und lausche. Und träume.
Nun entsteht im 2. Wiener Gemeindebezirk, in Leopoldstadt, just in diesen Tagen, Wochen und Monaten das Haus, in das wir in ca 18 Monaten einziehen werden. Das Wohnprojekt Wien.
Dort wird es eine Hausgemeinschaft geben, wie es sie in keinem Gebäude in Wien gibt, was nicht von einer Gruppe Gleichgesinnter gemeinsam bewohnt und belebt wird. Obendrein wird das Haus weitestgehend ökologisch gebaut, dennoch "konservativ", also keine Lehmhütte, kein Haus aus Stroh. Wir werden alle Wohneinheiten bewohnen, die wir größtenteils selbst mitgeplant und mitgestaltet haben. Dazu kommen Gemeinschaftsflächen wie Sauna, Bibliothek, Werkstätten, Kinderspielraum und Küche.
Eine fernwärmebeheizte Fußbodenheizung wird uns die bisherigen horrenden Gas- und Thermenwartungskosten ersetzen. Dank der Fenster an drei verschiedenen Außenwänden, kommen wir in den Genuss einer Querlüftung, was uns bei den wenig luftvollen Sommertagen erfreuen wird. Vorraussichtlich wird uns KEIN Schimmel an der Küchenwand hinaufwachsen und KEIN Dachboden über uns wird uns KEINE mühsam und kostenspielig erstandene Heizungswärme stehlen. Ein Lift wird mich samt Einkauf und Kind nicht nur in den 3. sondern sogar bis in den 5. Stock fahren. Mein Fahrrad wird nicht mehr im Vorraum in unserer Wohnung in besagtem 3. Stock, sondern im dafür vorgesehenen, entsprechend eingerichteten und abgesperrten Fahrradraum umgeben gleichgesinnter Drahtesel schlafen. Der Wäscheständer wird statt im Wohnzimmer monströs prahlend auf dem Balkon ausharren, auf dem ich im Sommer auch als Mutter die lauen Abende weintrinkend genießen kann. Apropos Mutter - Herr Klein wird zum Spielen mit Freunden nur mehr über die Etagen flitzen müssen.
Es wird wunderbar. Ganz wunderbar.
Aber der Regen. Der wird mir fehlen.
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